Freitag, 22. Juni 2018

Tag 9 - Jenseits von Eden oder die Forelle im Regen

Der heutige Tag startete mit einem zeitigen Frühstück im Hotel Split. Nun das Frühstück ist definitiv nichts was auf Tripadviser Erwähnung verdient - ausser die Spiegeleier à discretion und damit bin ich ja schon bedient. Der Wetterbericht war nicht gut, bei der Abfahrt vom Hotel war es noch schwül-heiss, doch schon bevölkt und zum Glück blieb es noch bei den Wolken. Der Plan war nach Tuzla zu fahren und von dort relativ direkt nach Sarajevo. Aufgrund des Wetters entschied ich mich jedoch um und steuerte auf Zenica zu, drehte vor Zenica bei der Ortschaft Zerpce nach Osten ab und durchfuhr das Dorf Kiseljak, welche die Namensgeberin eines Mineralwassers in Bosnien und Kroatien ist.

Weiter ging es nach Osten dem Flüsschen Krivaja entlang durch ein enger werdendes Tal. Die Strecke begann mit einer Zigeunersiedlung und unterwegs gab es immer mal wieder ein ärmliches Weilerchen und einzelne Häuser. Nicht viele Menschen und kaum Infrastruktur. Definitv eine der ärmeren Gegenden Bosnien's. Was es hatte, war Forstwirtschaft und offenbar etwas Fliegenfischerei, jedenfalls gab es ab und an Schilder, die unter anderem auf English darauf hinwiesen, abgesehen von den Schildern sah ich aber gar nix, auch keine Fliegenfischer. Die Forstwirtschaft machte sich durch schwerbeladene Holzlaster bemerkbar. Auf dem sehr engen Strässchen mit null Uebersicht um die  Ecken war es immer ein Adrenalinstösschen auf eine Kurve zuzufahren - kommt so ein Laster, kann man nur bremsen, ausweichen geht auf der schmalen Strasse nicht. Immerhin, die Lastwagenfahrer verhalten sich professionell und vorausschauend. Leider kann man dies nicht von den jugendlichen Typen sagen, die mit schwerrauchenden Klapperkisten durch das Tal heizen, diese fahren mit sehr viel Inschallah und wenig Vorsicht, was einen dazu zwingt mit viel Vorsicht und wenig Inschallah dagegenzuhalten.

Mittagspause im Tal der Krivaja - hier ist es etwas breiter und offener

Auch diese geflickte Asphaltpiste tested das Fahrwerk ganz schön - ebene Strasse ist anders. Nach ca. 2 Stunden erreichte ich die Hauptstrasse mit der Ortschaft Olovo, wo ich auch tanken konnte. Benzin ist hier nicht unbedingt ein Problem, aber es kann gut sein, dass man 2 Stunden ohne Tankmöglichkeit unterwegs ist. Wenn die Strassen auf der Karte klein und gelb bzw. weiss werden, sollte man vorher tanken. Entweder hat es unterwegs gar keine Tankstelle oder es besteht die Möglichkeit, dass wohl eine eingezeichnet ist bzw. das GPS eine anzeigt, diese dann aber entweder ausser Betrieb ist oder einfach keinen Sprit hat. In den Alukisten habe ich 2 1,5
Liter Reservekanister, im Moment sind die aber noch nicht abgefüllt.




Nach Olovo geht es sehr gebirgig gegen Süden auf Sarajevo zu - Nebel kam auf. Trotzdem konnte man noch zügig fahren. Irgendwann war dann doch die Pause fällig und ich stoppte auf dem Parkplatz des Restaurants "Imidz T". Stieg vom Toeff und schüttelte meine Beine aus, da donnerte es aber gewaltig und es begann wie aus Kübeln zu schütten. Na ja, man soll ja immer etwa 20 Minuten den Regen die Strasse waschen lassen, bevor man sich darauf wieder durch die Kurven schwingt und ich stand ja bereits auf dem PP eines Restaurants. Also hinein und nach der freundlichen Begrüssung einen Espresso, Mineralwasser (Kiseljak!) und die Forelle mit Reis bestellt.

Riesenforelle und extrem gut! Hatte jedenfalls keinen Hunger mehr bis heute abend um 2200.



Nach dem Essen waren die Strassen wohl sauber genug, der Regen aber immer noch gleich stark,  trotzdem es gab nun nix anderes als das Regenzeugs montieren und auf Sarajevo zuzuzsteuern. Die Stadt selbst war rasch erreicht, auch hatte ich noch eine gute Vorstellung von der Route bis zum Hotel im Zentrum. Was ich nicht bedacht habe, war a) der extreme Freitagsverkehr in die Stadt rein und b) die mangelnde Aufnahmefähigkeit der Sarjevo'schen Kanalisation - für die letzten ca. 6 km bis zum Hotel brauchte ich mindestens 90 Minuten im Stark-Schiff und Schritttempo auf 3 bzw. 4 spuriger Strasse mit abenteuerlichen Spurwechseln, Blechscäden, pfeifenden und fuchtelnden Polizisten und richtig nass-grossen tiefen Pfützen. Endlich im Hotel angekommen, bediente die aufmerksame Receptionistin gut-getimed das Tor zu den abgeschlossenen Parkplätzen und ich konnte einfach reinfahren. Gepäck abmontieren, Zimmer beziehen und Duschen....ufff!

Beim verregneten Spaziergang in die Altstadt - Temperatur hier in Sarajevo im Moment ca. 9°C - sah ich, dass auch noch der Jazzclub "Monument" nicht mehr existiert, zumindest nicht mehr in der gleichen Form - jetzt hat es in diesem Kellergewölbe ein Hooters Restaurant. Nix gegen Hooters aber ich wollte noch in den Ausgang ins Monument - ging dann halt ins Hooters den Fussballmatch CH / SRB gucken. Unterwegs ein kurzes Gespräch in einer Kaffeebar mit dem Besitzer, der sich noch an mich erinnerte und eine Massage im Cottenclub Massage-Lokal (und bevor ihr jetzt fragt: ne kriegt man dort nicht - würd ich es sonst erwähnen? aber ich war trotzdem nicht unglücklich über die Rückenkneterei :-) ). Danach den Match geguckt und jetzt ins Bettchen gehüpft.

Unterwegs habe ich etwas gefilmt und wenn es morgen Samstag immer noch so regnet, versuche ich mich mal an der Bearbeitungssoftware und lade ein Video hoch.

Nur ca. 200 km heute - die aber durch die Umstände bedeutend länger schienen. (Total Km ca 1762)

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